Herzlich Willkommen

Alarmübung: Person springt aus Trauzimmer

Donnerstag, 22. September 2011

Alarmübungen hat es früher jedes Jahr gegeben, doch seit einigen Jahren eigentlich gar nicht mehr - also nicht in der Gemeinde Wiernsheim. Umso größer die Überraschung (zumindest für manche), als am 22. September pünktlich um 18. 30 Uhr die Piepser getan haben. Alarmtext: "Stufe 3 Zeit B Sprung Wiernsheim Marktplatz 21 Kaffeemühlenmuseum"

Wer den kleinen Zusatz "Übungsalarm" ganz am Ende des Textes übersehen hat oder zur großen Menge derer gehört, deren Piepser gar keinen Text anzeigen, sondern nur "Stufe 3" durchsagen, mag an diesem Abend ein wenig mehr Adrenalin ausgeschüttet haben als andere Kameraden.

Die Ansage "Sprung" ist eigentlich klar: Person will springen - wenn man das so sagen kann. Eine Person steht in suizidaler Absicht an exponierter Stelle und droht damit, sich in die Tiefe zu stürzen. Was auch immer die Hintergründe sind, der Sturz/Sprung soll verhindert werden. Dafür wird ein Großaufgebot an Rettungskräften alarmiert: Die örtliche Feuerwehr in Stufe 3, die nächstgelegene Drehleiter, dazu Polizei und Rettungsdienst. Im Fall der Alarmübung war der Rettungsdienst durch die DRK-Helfer vor Ort aus Wiernsheim vertreten. Soviel zum Hintergrund.

Es ist also Vollalarm für alle vier Abteilungen der Wiernsheimer Feuerwehr ausgelöst worden. Ein Einsatzleitwagen (ELW1) der Mühlacker Feuerwehr stand zu diesem Zeitpunkt schon hinter dem Kaffeemühlenmuseum, besetzt mit dem stellvertretenden Kommandanten der Wiernsheimer Feuerwehr und dem Abteilungskommandanten aus Iptingen. Sie erwarteten gemeinsam mit ein paar Kameraden aus Mühlacker und dem Kommandanten der Wiernsheimer Gesamtfeuerwehr das Eintreffen der Kräfte, die aus allen vier Ortsteilen anfuhren.

Zunächst kam nicht, wie vielleicht erwartet, das Hilfeleistungs-Löschgruppenfahrzeug HLF 20/16 aus Wiernsheim mit einer kompletten Einsatzgruppe (9 Mann) angefahren, sondern der MTW mit Abteilungskommandant und Führungsassistent. Die beiden wollten sich schon einmal einen groben Überblick verschaffen, was vor Ort zu tun sei, um die nachfolgenden Kräfte zielgerichtet einsetzen zu können. Hierbei wurde aber schon die Übungskünstlichkeit offenbar. Denn der Einsatzbefehl, der von der Leitstelle kam, hatte unter anderem eine "Rauchentwicklung" im Gebäude zum Inhalt. Damit war den ausrückenden Kräften klar: Wenn jemand springen will, dann aus Angst/Panik vor dem Rauch, der ja wohl kaum ohne Feuer entstanden sein dürfte - also handelt es sich um einen Brand, durch den Menschenleben in Gefahr geraten sind ( = Anfahrt mit Sondersignal anstatt möglichst unauffällig, wenn es sich voraussichtlich um Suizidabsicht handelt). Vor Ort war allerdings von diesem Rauch nichts zu sehen. Er sollte laut Übungsannahme auch gar nicht vorhanden sein, war nur durch den Einsatzauftrag über Funk mit ins Spiel gebracht worden.

An sich war (von dieser Verwirrung abgesehen) die Übungsaufgabe recht einfach gehalten. Aus dem oberen Stockwerk des Kaffeemühlenmuseum, wo das neue Trauzimmer der Gemeinde Wiernsheim untergebracht ist, schauten mehrere Personen und kündigten an, in die Tiefe springen zu wollen. Die Hintergründe blieben im Dunkeln. Eine der Personen im oberen Stockwerk klagte über Herzschmerzen und musste dringend vom DRK versorgt werden. Die Feuerwehr hatte die Aufgabe, möglichst rasch das neue Sprungpolster aus dem HLF 20/16 unter dem Fenster in Stellung zu bringen, an dem die größte Sprung-Gefahr bestand. An anderen Fenstern wurden die Personen mit Feuerwehrleinen gesichert und über Leitern ins Freie gebracht oder über die Schleifkorbtrage liegend und schonend mit der Drehleiter zu Boden gehoben (Herzpatient).

Um bei dieser Übung möglichst viele Kräfte zu beschäftigen, wurde die Abteilung Serres mit ihrem LF 8/6 an die Wasserentnahmestellen "Milchhäusle" in Wiernsheim beordert, um die Örtlichkeit kennenzulernen. Die Abteilung Iptingen stellte ausnahmsweise eine Schiebleiter auf, um die Erreichbarkeit des obersten Stockwerks auszutesten. Derweil baute die Abteilung Wiernsheim noch einmal den Sprungretter auf und wieder ab, um mit dem neuen Gerät vertraut zu werden.

Ein Teil der Übungsbeteiligten nahm anschließend das Angebot der Gemeinde Wiernsheim wahr, im nahegelegenen Gasthof "Adler" zu vespern.

Bilder der Übung und vielleicht auch ein etwas besser strukturierter Text folgen in den nächsten Tagen.

Autor: rkue,     Erstellt: 04. 11. 2014,     Aktualisiert: 02. 05. 2024,