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Alarmzeit

Samstag, 01. Juni 2013, 09:50 Uhr

Alarmierte Stufe

Gesamtalarm Gemeinde Wiernsheim

Eingesetzte Kräfte

HLF 20/16 Wiernsheim
LF 8 Wiernsheim
MTW Wiernsheim
LF 8/6 Iptingen
MTW Iptingen
LF 8 Pinache
MTW Pinache
LF 8/6 Serres
MTW Serres
MTW Mönsheim
LF KatS Königsbach-Stein
LF Leonberg

Überflutung im Gemeindegebiet

Auch die Gemeinde Wiernsheim ist von dem Unwetter am Freitag/Samstag/Sonntag nicht verschont geblieben.

In Pinache und Iptingen sind am Samstag (1. Juni) ganze Straßenzüge überflutet worden und entsprechend viele Keller und Wohnungen in Mitleidenschaft gezogen worden.

In den Ortsteilen Wiernsheim und Serres gab es dieses Mal kaum Einsatzstellen.

Insgesamt wurde die Feuerwehr an ungefähr 40 verschiedene Stellen gerufen, worunter eine Firma in Pinache den größten Einzeleinsatz erforderte.

Sämtliche Kräfte und Material der Gemeindefeuerwehr waren am Samstag von 14. 30 Uhr an im Dauereinsatz, als die Lage mit einer neuen Flutwelle äußerst kritisch wurde. Zu diesem Zeitpunkt waren aber schon längst mehrere Fahrzeugbesatzungen an verschiedenen Einsatzstellen tätig.

Sollte uns noch jemand weitere Fotos zur Verfügung stellen wollen, die das Ausmaß der Überflutung dokumentieren, sind diese unter der Adresse info@feuerwehr-wiernsheim. de weiterhin willkommen.

Zum Ablauf des denkwürdigen Samstags

Samstag, gegen 10. 50 Uhr: Anruf vom Kommandant in Wiernsheim, ob mit dem HLF 20/16 eine starke Schmutzwasserpumpe (zu betreiben leider nur mit dem starken Stromerzeuger, der auf dem HLF verlastet ist) nach Pinache gebracht werden kann, weil dort ein Wassereinbruch in eine Firma droht

Samstag, 10. 55 Uhr Alarmierung Abteilung Pinache in Stufe 1 (gleichzeitig Zeit A und Zeit B und somit auch Abteilung Wiernsheim mitalarmiert)

HLF 20/16 besetzt nach Pinache, ebenfalls das LF 8 aus Pinache - vor der betroffenen Firma hat sich ein kleiner Stausee gebildet, der bei weiterem Ansteigen droht, über die Kellerfenster in das Untergeschoss einzudringen. Mittels zweier Tauchpumpen soll der Wasserstand vor der Firma gesenkt werden. Außerdem wird die Tragkraftspritze nachgefordert, zu bringen mit dem LF 8 aus Wiernsheim.

Die Tätigkeit der Feuerwehr zeigt sehr langsam Wirkung - der Wasserstand fällt zwar nicht, steigt aber auch nicht weiter an. Vom abschüssigen Acker her fließt ein starker Bach (wo normalerweise gar keiner ist) in Richtung der Firma, so dass auf lange Sicht Abpumpen angesagt sein würde (ca. 3000 Liter pro Minute). Um unsere Kräfte nicht dauerhaft zu binden, wird von einem Baustoffhändler in Wurmberg ein LKW voll Sand geordert (16,5 Tonnen), der mit Unterstützung des Gemeindebauhofs mit Radlader und Muskelkraft auf Folien ausgebracht wird. Der provisorische Damm hält tatsächlich das Wasser von der Firma ab. Parallel dazu lässt der Niederschlag nach, so dass der Wasserstand zusehends sinkt und erste Pumpen abgezogen werden können.

Aber kaum sind die ersten Kräfte aus Wiernsheim mit dem HLF 20/16 mit zwei Pumpen zur nächsten Einsatzstelle weitergezogen, eskaliert die Lage. Der Regenfall hat wieder zugenommen, der Zustrom vom Acker verstärkt sich unaufhörlich und der Wasserstand steigt rapide an. Wasser dringt in die Firma ein. Weil die Abteilungen Serres (Keller in Serres trockenlegen) und Iptingen (Unterstützung in Pinache) soeben schon alarmiert sind, heißt die Ansage "alle Kräfte mit Sondersignal nach Pinache, die Firma retten!"

Ganz so einfach ist das allerdings nicht, weil schon jetzt die Anfahrt durch Fahrbahnüberflutung behindert wird. Das ist beispielsweise zwischen Wiernsheim und Pinache der Fall (beim Reiterhof) und auch direkt in Pinache, wo die Öschelbronner Straße weiträumig unter Wasser steht (Foto: Natascha Hassmann).

Angesichts der dramatischen Lage wird veranlasst, dass mit einer Alarmierung nach Stufe 3 alle Meldeempfänger von allen Feuerwehrangehörigen aus allen vier Abteilungen ausgelöst werden.

Mit massivem Materialeinsatz (mehrere Tragkraftspritzen und vier oder fünf leistungsfähige Tauchpumpen) sowie durch Aufschütten eines neuen Erdwalls kann zwar der Wassereinbruch in die betroffene Firma nicht verhindert, der Wasserstand im Firmengebäude aber so wirkungsvoll begrenzt werden, dass ein ganz erheblich höherer Sachschaden vermieden wurde.

Keine Chance hatte die Feuerwehr auch in anderen Bereichen von Pinache, das Eindringen von Wasser in Keller und Wohnungen ganz zu verhindern. Darum mussten an mindestens 17 Einsatzstellen (die Statistik ist aufgrund der Vielzahl von Einsätzen trotz sorgfältiger Bearbeitung nicht hundertprozentig sicher) vor allem in der Talstraße und Plattenstraße, aber auch an der Öschelbronner Straße und dem Dürrmenzer Weg Räume ausgepumpt werden, die unterhalb des Straßenniveaus lagen.

Fast alle Kräfte aus der Gesamtfeuerwehr, die an diesem Tag Hand in Hand mit bunt gemischten Fahrzeugbesatzungen zusammengearbeitet hat, waren in dieser Phase in Pinache beschäftigt. Das zentrale Feuerwehrhaus in Wiernsheim war besetzt, um die Einsätze mit Telefon, Fax und mehreren Funkgeräten zu koordinieren. Derweil war eine Delegation mit sieben Angehörigen der Abteilung Wiernsheim und einem der Abteilung Iptingen fünf Stunden lang aus dem Einsatz im Gemeindegebiet ausgebunden. Diese Helfer waren auf Anforderung durch die Technische Einsatzleitung im Landratsamt zum Technischen Hilfswerk (THW) abgeordnet, um am Stützpunkt in Pforzheim Sandsäcke zu füllen. Die ungewohnte Arbeit sorgte sehr schnell für Blasen an den Händen der Helfer - was nicht an der handwerklichen Tätigkeit an sich lag, sondern an der Technik, die gefüllten Säcke mit Schnur zuzubinden, ohne sich dabei Verbrennungen zu holen.

Die nächste dramatische Wendung erfuhr der Großeinsatz, als sich eine Hochwasserwelle im Kreuzbach von Wimsheim und Mönsheim her auf Iptingen zu bewegte und das Wohngebiet In den Schleifwiesen unter Wasser setzte. Kurz nach einer Brücke verließ der Bach sein Bett und überflutete kurzerhand die Straße. Von dort wurden ebenfalls 17 Einsatzstellen gemeldet, wobei unter den Anwohnern des Bachs auch die Selbsthilfe sehr ausgeprägt war. Bis die Feuerwehr mit massiven Kräften vor Ort war, wurden schon Sandsäcke befüllt und aufgestapelt, Güllepumpen organisiert und vollgelaufene Keller mit Hilfe von Mülltonnen geleert. Weil der Bach zum Teil ungehindert in Kellerräume eindringen konnte - Gärten und die Straße waren zeitweise völlig überschwemmt - mussten diese stundenlang mit Hilfe zahlreicher Pumpen geleert werden. Dabei kam auch überörtliche Hilfe zum Einsatz - die Kameraden aus Königsbach-Stein, die mit einem KatSchutz-LF direkt nach Iptingen dirigiert wurden und dort Hand in Hand mit der Wiernsheimer Feuerwehr und den Anwohnern arbeiteten.

(Fotos mit überschwemmter Straße sind von Nobert Lang. )

Einzig das LF 8 der Abteilung Wiernsheim war zu dieser Zeit nicht in Iptingen eingesetzt. Dessen Besatzung kümmerte sich mit einer Tauchpumpe und einem Wassersauger über Stunden hinweg um immer wieder nachgemeldete Einsatzstellen aus Pinache, wo Wasser in kleinerer oder größerer Menge durch Böden, Wände und Ritzen in Kellerräume eindrang. In den Ortsteilen Serres und Wiernsheim gab es nur sehr wenige Einsatzstellen, an denen das Eindringen von Wasser in Gebäude zudem vergleichsweise glimpflich abging. Bewährt hat sich zum Beispiel ein großer Erddamm, der im Fall eines Falles von Wurmberg nach Wiernsheim anströmende Wassermassen aufhält. Der Durchlass glich am Samstagnachmittag einem kleinen Springbrunnen, aber die Durchflussmenge war im Vergleich mit dem See auf der anderen Seite des Damms doch recht begrenzt.

Als sich die Lage abends beruhigt hatte, konnten einige Kameraden aus Wiernsheim auch die Landesstraße 1134 in Richtung Wurmberg von dem Geröll befreien, das tagsüber vom Regen auf die Fahrbahn gespült worden ist.

Am Folgetag mussten noch einzelne Einsatzstellen in Pinache und Iptingen abgearbeitet werden. Vor allem das nachdrängende Grundwasser bereitete einigen Anwohnern noch längere Zeit Probleme.

Knapp zwei Wochen nach dem Unwetter trafen sich Bürgermeister, Bauamtsleiter und die Feuerwehrführung zu einer Nachbesprechung, bei der die Lage in allen Ortsteilen unter die Lupe genommen wurde. Mit den frischen Eindrücken aus dem Großeinsatz, zahlreichen Fotos und Erinnerungen an frühere Starkregenfälle wurde beraten, welche Bedrohungen für welche Ortsteile bestehen und wie man dagegen vorgehen könnte. Eine Aufarbeitung des Großeinsatzes nach taktischen Gesichtspunkten (Vorgehensweise bei Großschadenslagen/Flächenereignissen, Arbeit mit örtlicher Funkzentrale und Erreichbarkeit von Fahrzeugen/Fahrzeugbesatzungen im Funkschatten) muss innerhalb der Feuerwehr noch erfolgen. Immerhin wurde das eingesetzte Material zeitnah gereinigt, teilweise repariert und zum größten Teil auch wieder auf die jeweiligen Abteilungen verteilt.

Autor: FF Wiernsheim,     Erstellt: 04. 11. 2014,     Aktualisiert: 26. 04. 2024,    

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